Heute: Mein Meerschweinchen ist glücklich im Käfig.
Für jeden einigermaßen informierten Halter dürfte klar sein. Meerschweinchen brauchen Platz. Die Zeiten in denen die Tiere einfach eingepfercht wurden um als Kinderspielzeug vor sich hin zu vegetieren sind vorbei.
Leider ist das, obwohl es doch den Meisten sehr offensichtlich ´scheint noch nicht bis in die Köpfe der Industrie vorgedrungen. In den einschlägigen Zoofachgeschäften sieht man immer noch Gitterknäste in Reih und Glied. Diese werden meist an uninformierte Leute verkauft um schnell viel Profit zu generieren.
Normalerweise kommen nur sehr fiese Menschen auf die Idee ihre Katze oder ihren Hund in Käfigen zu halten. Wieso dann also Kleintiere? Sie rennen gerne, erkunden gerne Neues und brauchen die Bewegung um gesund und fit zu bleiben. Wieso also?
Die Ursprünge der Käfighaltung sind in der Vergangenheit zu suchen. In der Kaninchenmast dürfen die Tiere nur wenig Platz wegnehmen. Es war unwichtig ob die Tiere wegen des Platzmangels nach kurzer Zeit psychische und nach längerer Zeit körperliche Schäden davontrugen, da man die Tiere meist nach wenigen Monaten geschlachtet hat.
Als Meerschweinchen irgendwann „in Mode“ kamen wurde diese Art der Quälerei einfach übernommen. War ja ziemlich praktisch. Schnell gemistet, wenig Dreck. Für den Mensch ist Käfighaltung prima. Für das Tier was darin gefangen ist weniger.
Die wenigsten Haustierhalter wollen ihre Tiere jedoch zum Verzehr halten. Und so verbringen die Tiere nicht wie Schlachttiere eine sehr kurze, überschaubare Zeit in solchen Boxen/Käfigen, sondern ihr ganzes Leben (was auch mal 10 Jahre sein können). Und DAS ist wahre Tierquälerei.
Wenn man seine Tiere hält weil man sie wirklich gerne hat, dann gibt man ihnen Raum zum Leben. Man gibt ihnen ein Gehege oder sehr viel Freilauf und freut sich daran dass es den Tieren gut geht. Daran, dass sie selten krank sind und sie sich untereinander toll verstehen weil sie sich auch mal aus dem Weg gehen können. Und sie bedanken sich auf schweinchenart. Indem sie laut quieken, brommseln und popcornen und uns was zum Beobachten bieten.
Hier ein paar der üblichen Argumente für Gitterkäfige und was ich dazu meine:
-Ich züchte aber. Da kann ich unmöglich so viel Platz aufbringen. Die Tiere sind ja eh nicht lange bei mir.
Wenn man den Platz nicht hat sollte man nicht züchten. Manche Tiere bleiben für immer beim Züchter. Haben die etwa kein schönes Leben verdient? Klar ist das Züchter keine 3 qm pro Tier aufbringen können, aber mehr als die übliche Einpferchbox darf´s schon sein. Zudem sollten Züchter mit einer Vorbildfunktion für die zukünftigen Halter vorangehen. Einzel- Buchtenhaltung von Böcken in winzigen Käfigen (100 x 50 cm oder kleiner) zeichnen eine schlechte Zucht aus. Hier sollte man keine Tiere kaufen, da dort nicht das Wohlergehen der Tiere im Vordergrund steht. Das Tier ist hier kein Familienmitglied sondern eine Ware. Also Augen auf beim Schweinchenkauf.
Mein Meerschweinchen macht im kleinen Käfig gar nix. Das ist voll langweilig und braucht auch daher auch nicht mehr Platz.
Was soll es in nem Minikäfig auch machen? Im Kreis rennen (ist spätestens nach 5 Runden langweilig). Auf Häuschen hüpfen (ist nach dem 3ten mal auch uninteressant).
Wenn euch jemand ins Gästeklo einsperren würde, was würdet ihr tun? Sinnlos hin und her laufen oder hinhocken und warten bis euch jemand raus lässt!?
Mein Tier hat immerhin 2 Stockwerke und ein paar Stunden Auslauf am Tag.
Doppelstockkäfige sind meist nicht empfehlenswert weil die wenigsten Meerschweinchen mit ihrem dicken Po die Rampe überhaupt hochkommen. Die ist zu steil, der Käfig ist trotzdem zu klein und richtig rennen können sie auch nicht. Ich hatte als Kind auch so einen und fand ihn toll. Zum Glück bin ich heute ein wenig schlauer.
Oft schnobbert meine Truppe Nachts wie die Wildschweine durchs Gehege um verbleibende Leckerlikrümel oder kleine Hälmchen aufzuspüren. Nur stundenweiser Auslauf heißt nicht, dass die Tiere dann gerade Lust haben wenn der Mensch das möchte. Zudem sind die meisten Ausläufe null meerschweinchenmäßig interessant eingerichtet, so das die Wutzen lieber in ihrem Stall hocken und drauf warten bis ihr Futtergeber sich mal bissl besser informiert.
Ein grosses Gehege kann ich mir nicht leisten. Außerdem hab ich kein handwerkliches Geschick.
Wenn das Geld für ein Gehege fehlt, dann sollte man sich keine Meerschweinchen anschaffen, denn die (irgendwann notwendigen) Tierarztkosten betragen wesentlich mehr. (Bei Momo belief sich die kumulative Bilanz allein in der Zeit bei mir auf ungefähr 1200 Euro). Ein Gitterkäfig ist teuer und kostet oftmals um die 70 Euro. Für ca 30 Euro gibt es stattdessen Songmics Regale oder einfach Abfallbretter aus dem Baumarkt. Für 10 Euro gibt es Teichfolie. Wir kommen auf 40 Euro Gesamtkosten. Das Gehege ist 5 mal größer und sieht eine Million mal besser aus. Um eine Teichfolie auf dem Boden auszubreiten und 4 Bretter zu vernageln oder ein Fertigregal aufzustellenbraucht man kein Handwerker sein. Das schaffen sogar Kinder problemlos.
Ich habe keinen Platz in der Wohnung.
Weder der 3 Meter Couch, noch der Schrankwand oder dem riesen Flachbildschirm macht es was aus im Geschäft zu bleiben oder auf den Sperrmüll zu wandern. Und tada.. siehe da plötzlich ist Platz für Schweinchen da wo vorher keiner war. In unserer ersten gemeinsamen Wohnung war der Platz wirklich knapp und trotzdem fand sich nach einigem hin und her ein geräumiger Platz fürs Schweinchengehege. Mein erster Stall war ein Eckstall. Auf Grund unserer kleinen Dachwohnung wurde jeder Zentimeter gebraucht. Also wurde mehrstöckig und über Eck gebaut. Das Konstrukt sah … abernteuerlich /bruchbudenmässig aus. Weil die Rennfläche von 2 Metern nicht umsetzbar war (Wohnung zu schmal) gab es immer noch Auslauf zusätzlich. Trotz der leichten
Einschränkungen hatten es die Schweinchen viel besser als im Käfig. Ja, dafür macht man halt Abstriche an der eigenen Einrichtung (wir hatten z.B. keinen Esstisch). Aber das sind einem die Wutzen doch sicher wert! Oder nicht?
Wie ihr lesen könnt steigere ich mich immer total in dieses Thema rein. Es gibt so viele arme Wutzen da draußen, denen die Besitzer mit minimalem Aufwand ein tolles Leben bieten könnten.
Damit meine ich nicht das jeder sich so ein Riesenmonsterding wie ich in die Wohnung pflastern soll, sondern dass mit ein klein wenig Überlegung und ein paar Euro die ganze Welt für einige Tiere verbessert werden kann. Falls eure Tiere immer noch im Käfig leben, ändert das bitte. Macht euch heute einen Plan, Morgen ab zum Baumarkt oder schaut mal bei den Kleinanzeigen vorbei. Eure Schweinchen werden gelassener, zutraulicher und agiler.
Daher heute mal als Thementag: Free Piggie!