Warum keine Meerschweine ins Zoofachgeschäft gehören

Mein Meerschweinchenzubehör samt Heu bestelle ich immer im Internet und zwar schon seit geraumer Zeit. Das hat auch seinen Grund.

Wenn wir in einen Zooladen gehen wollen die Schweine natürlich immer mit. Es gibt Leckerlis, viel zu sehen und viel Spaß. Aus Sicht der Fellkartoffeln. Aus meiner Sicht endet das meist im Chaos.

 Morgens wenn es losgeht freuen sich alle schon megamäßig drauf und werden natürlich schweinesicher in Transportboxen verfrachtet.
Auf dem Weg dorthin gibts jedoch nur Gezicke:

  • weil die Boxen ihnen zu klein sind,
  •  ihnen das Schwein neben ihnen nicht passt und sie lieber neben jemand anders sitzen wollen,
  •  oder ihnen ganz einfach langweilig ist.

 Sind wir dann endlich angekommen sind wir von dem Gequieke vom Rücksitz schon ziemlich entnervt. 

Als wir reingehen spielt Coca mal wieder Stau und stellt sich erstmal unnmotiviert in den Eingang und versperrt damit allen Nachfolgenden den Weg (wie immer). Wir drängeln uns natürlich trotzdem vorbei und lassen sie dort stehen.

Coffee rennt schnurstracks in die Abteilung mit dem Nagezubehör. Die Korktunnel  haben es ihr angetan. Aber nicht etwa die für 9,99 Euro, sondern die für 69,99 Euro. Nach endlosen Debatten lässt sie sich schließlich davon abbringen und fängt im Rahmen ihrer stark reduzierten Frustrationstoleranz an das Inventar an Ort und Stelle zu zernagen. Da kann man leider nix gegen machen, also gehen wir schnell weiter.

Bommel zerrt uns zur Lebendtierabteilung. Nur mal schauen. Dort angekommen verliebt er sich unsterblich in ein keckes Rosettenmädel, eine Glatthaardame mit ausladendem Hinterteil und in einen Beo der quieken kann. Jetzt sollen die natürlich alle mit nach Hause kommen.
Alle im Gehege sind schwanger. Die Einwände meines Freundes, dass wir nicht genügend Platz für noch Mehr- Schweine und ihre bald zu erwartenden Babies haben wird mit lautem aufgebrachtem Gebrommsel quittiert. Auch durch meinen bezaubernden Augenaufschlag lässt sich mein Freund leider nicht umstimmen. Schade eigentlich. Ich hätte gegen eine (weitere) Horde Schweine eigentlich nix einzuwenden. 

Weiter jetzt, wir müssen noch das Heu und die Kräuter besorgen weswegen wir eigentlich hier sind. 
Genevt dränglen wir uns zur Futterabteilung durch um wenigstens die notwendigsten Sachen zu besorgen. Schnell alles schnappen und raus hier. Auf dem Rückweg finden wir Coca in einem Hundekörbchen. Sie hat dort ein kleines Nickerchen gemacht und nebenbei das Ergebnis ihres Frühjahrsfellwechsels und ihrer gut funktionierenden Verauung zurückgelassen.

Für mehr als ein Seufzen bleibt keine Zeit, denn ein Angestellter rennt hektisch auf uns zu. Smilla habe ein Mädchen attackiert, dass versucht hat sie zu streicheln. Er empfiehlt einen Maulkorb und eine Meerschweinchenleine.


Smilla quitiert diesen Vorschlag empört erstmal mit einer Riesenpfütze auf dem Boden. Völlig außer sich quiekt sie lautstark durch den ganzen Laden, da das Mädchen ihr an die Wäsche gegangen sei. Sie habe ihr sogar an den Po getatscht. Und der ist aus meerschweinesicht verbotenes Gebiet.
Ich sehe das zwar ein, aber um eine Schadensersatzklage abzuwenden verdonnere ich Smilla dazu im Auto auf uns zu warten bis wir fertig sind. Motzig zieht sie von dannen während die Sanitäter versuchen den Arm des Kindes wieder anzunähen.

Verzweifelt suchen wir unterdessen Bommel- es wird endlich Zeit dass wir gehen! Da er nirgends zu finden ist folgen wir einfach den größten  Brotkrümmeln– Kötteln die rumliegen. Wir finden ihn bei „seinen“ neuen Weibchen. Leider nicht auf der Verkaufsseite, sondern im Verkaufskäfig im ausgiebigen Liebesspiel mit den Mädels. Irgendwie muss er da rein gehupst sein. Bevor ihn jemand sieht pflücke ich ihn aus dem Gehege. Wer weiß ob die uns das hier mit der Kastration glauben. Am Ende unterstellen die ihm noch die ganzen Babies die hier demnächst geboren werden und er wird unterhaltspflichtig. Lieber schnell weg hier.

Beim Verlassen des Ladens kommen wir eher zögerlich voran- überall liegen zernagte Gegenstände im Weg. Die Ursache sehen wir neben dem Ausgang. Coffee fällt dort den letzten von etlichen hübsch drapierten Katzenkratzbäumen . Glücklicherweise befinden sich keine Verkäufer im Verkaufsraum. Die spielen im Aufenthaltsraum Skat.

Schnell zahle ich noch das Heu, die Kräuter und die Erbsenflocken. Währenddessen nagt  Bommel in meinem Auftrag im Büro des Marktleiters die Überwachungsbänder durch. Wir wollen schließlich wiederkommen.

Mein Freund fährt uns schließlich alle nach Hause während ich die Streitereien um die neu erstandenen Erbsenflocken zu schlichten versuche. Fast alle sind zufrieden und glücklich. Bommel schläft erschöpft. Coffee nagt noch ein bischen an der Gummilippe der Scheibe rum. Coca mümmelt ein wenig Heu und mein Freund und ich sind froh, dass es endlich vorbei ist.
Nur Smilla schmollt noch immer ein bisschen, dass sie den ganzen Spaß verpasst hat.

 Korrelierend zum Inventar des Ladens zeigen sich meine Nerven anschließend schrottreif, so dass ich jedem nur von Meerschweinchen in Zooläden abraten kann. Warum andere Schweine und sprechende Beo´s dort auch nix zu suchen haben könnt ihr hier nachlesen.

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Jari

    Herrlich beschrieben! Zum Glück macht das Internet das Leben teilweise leichter. Keine Ahnung, welche Katastrophen geschehen wären, wenn ich mit meinen Jungs in einen Zooladen gefahren wäre… (ich will gar nicht daran denken 😉

  2. Anonym

    So lustig geschrieben, danke! Hab meine beiden Racker teilweise sogar wiedererkannt, lach!

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