Schwarze Löcher

Der Trinknapf  mit Wasser stellt aus der Sicht meiner Meerschweinchen überflüssige Dekoration oder, je nach Schweinecharakter auch was sehr Gefährliches dar.
Zudem bei uns der obligatorische Hinweis “ Kein Trinkwasser“ dort bislang fehlt. Die Schweine sehen es allerdings eher als Versäumnis meinerseits an, dass ich dort bislang noch keinen solch wichtigen Warnhinweis hinterlassen habe. Denn wer will denn schon Wasser trinken?
Das könnte schliesslich zu schlimmen Nebenwirkungen führen. Man könnte sich ja ganz plötzlich in sonst was verwandeln. In Ninja Turtles zum Beispiel. Oder in Gummibären. Man weiss ja nie was im Wasser so alles drin ist…

Liz hüpft auch ohne Gummibärsaft den ganzen Tag durch´s Gehege.

Bei meinen Schweinchen gibt es das „Wasser = unheimliche und mutmaßlich sofort tödliche Substanz dubiosen Charakters“- Gesetz. Insofern wird alles Flüssige vermieden, es sei denn es hängen einzelne Tropfen am Salat. Die werden einfach mit gefressen.
Der Trinknapf, von mir strategisch mitten im Gehege platziert, wird ähnlich wie ein schwarzes Loch weiträumig umlaufen und stets skeptisch beäugt.
Schließlich werden diverse Futterreste, Köttel und andere rumliegende Sachen wie Heuhalme drin versenkt, um die unheimliche klare Farbe dem restlichen Inventar anzupassen.
Gewünschter Farbton: Köttelbraun.

Ob das Stopfen von echten schwarzen Löchern auch mit Fäkalien und Essensresten zu bewerkstelligen ist, sei mal dahingestellt. Die Wutzen scheinen diese Methode jedoch sicherer zu finden. So werden sie schon nicht versehentlich in ein Paralleluniversum gebeamt. (Womöglich noch in eines ohne Gras. *gasp*)

Motte kommt freiwillig nicht mit dem nassen Element in Berührung.

Woher diese Abneigung kommt ist unklar. Ich stelle mir immer die Meerschweinchen auf den Schiffen der Seefahrer vor. Die wurden den ganzen Tag durch den Seegang hin und her geschaukelt und saßen hungrig in ihren Kisten auf Deck und haben bei jeder Gischtfontäne und jedem Tröpfchen Salzwasser ihr baldiges Ableben vor sich gesehen. Und fortan wurde der meerschweinische Schwur geleistet jedem anderen Aggregatszustand als „fest“ mit Skepsis und Angst entgegenzutreten.
Für Pony übrigens eine leichte Aufgabe, denn sie tritt primärprophylaktisch einfach Allem mal mit Angst entgegen. Dann kann schon nix schiefgehen.

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Seit Flocke bei uns wohnt ist jedoch alles anders. Sie tritt dem unheimlichen Napf ohne Angst entgegen,  wirft einen Tropfen Wasser in die Luft und fängt ihn dann wieder auf. Schiebt ihn genüsslich im Mund hin und her, kaut etwas drauf rum, macht kleine Blasen damit und spuckt ihn dann wieder aus. Wie beim Zähneputzen.

Genau! So hab ich auch geguckt als ich Sie das erste Mal dabei gesehen hab. Ungläubig staunend, ob der Tatsache, dass bei ihr wohl das evolutionsbedingte Erbe des Wasserschweins irgendwie durchkommt.

Leider ist der Spaß schon nach sehr kurzer Zeit vorbei. Sobald die anderen Wutzen sich innenarchetektonisch ausgelebt haben und den Napf wieder liebevoll mit Kötteln und Heu verziert haben wird er selbst für Flocke wieder zu dem was er sonst auch immer war: dem schwarzen Loch im Käfig.

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