Mein Leben als Zoowärter

Wir haben Urlaubsgäste und so sieht mein Tag mit Ihnen aus:

6: 30 Der Meerschweinchenwecker geht los. Wildes Gehupe aus allen Ecken. Zu früh. Da müssen die jetzt durch. Ich dreh mich nochmal rum und schlafe wieder ein, während mein Freund am Rechner sitzt und die Lautstärke seiner Kopfhörer weiter hochdreht.

8.30 Bevor die Meuterei losgeht quäle ich mich aus den Federn. Erstmal in die Küche. Gemüse gibts hier keins mehr. Alles leergefressen. Auch Haferflocken sind keine mehr da. Kurzfristig überlege ich ob die am Boden verstreuten Erbsenflocken als Müsli taugen. Da keine Milch mehr da ist erübrigt sich die Frage. Also gut, ich seh es ein. Heute wird eingekauft.

9.00 Im Supermarkt angekommen läuft ein Zombie auf mich zu. Gott sei dank gehen die Schiebetüren nach einigen Sekunden zur Seite und mein Spiegelbild verschwindet wieder. An der Kasse der nächste Schock. Die Rechnung in Höhe eines gebrauchten Kleinwagens lässt mich schlagartig wach werden.

Matze beim Nachmittags- Entertainprogramm

11.00 Wieder zuhause. Jetzt erstmal Gemüse schnibbeln. Grosse Stücke für die Gesunden, feine Streifen für die Zahnlosen und kalorienarmes für die Dicken. Geschafft. Mein Müsli nehme ich mit hoch ins Schweinezimmer und schaue während des Essens Meerschweinchen beim essen zu. Oder die Meerschweinchen mir. Je nachdem wie man´s nimmt.

11.30 Meine Truppe wird eingefangen und in den Wiesenauslauf gesetzt. Heute ist gutes Wetter. Aber schon wieder zu heiss. Erstmal ein paar Handtücher anfeuchten und zwischen den Häuschen ausspannen. Dann die Wasserbetten aus dem Kühlschrank an strategisch wichtigen Orten verteilen.  Dann noch die Kühlakkus. Passt. Die 35° C können kommen!

12.30 Jetzt schnell noch die Schweinewäsche ausschütteln und waschen. Läuft.

Mila hat ein Pilz und wird seit einigen Tagen am Ohr eingecremt- erstmal im Internet recherchieren was man sonst noch so tun kann. Ich komme zu der Erkenntnis: HILFE ich bin verloren! Umgebungsbehandlung ist das Zauberwort. Um eine Ansteckung der Gesunden zu verhindern soll die Anzahl der Pilzsporen reduziert werden.
 Das Gehege wird gesäubert, mit Essigessenz ausgewaschen, desinfiziert und mit kochendem Wasser übergossen. Dann wird das gleiche mit Häuschen und Trinknäpfen gemacht. Der Wasserkocher erlebt sein grosses Comeback und gibt nach einem furiosen Finale den Geist auf.

Die Kuscheltunnel, Handtücher zum abtrocknen und die getragene Kleidung wandert in die Kochwäsche.
Da der psychogene Juckreiz nach der ganzen Prozedur überhand genommen hat wird erstmal geduscht.

Läuft…

Es ist 15.30. Mittagessen. Jetzt ein wenig ausspannen. Schön wärs die nächste Runde der Futterbeschaffung fängt an. Mit dem Sammelkorb raus auf die Wiesen und  Gras und Kräuter pflücken. Damit jede Gruppe ein wenig bekommt muss ich Massen zusammenklauben. Und das bei dieser Dürre. Memo: Regenmacher bestellen, sonst wird das dieses Jahr nix mehr.

Mittlerweile ist es 16.30
Total fertig wird das Gras in die Käfige aufgeteilt. Trotz dem Versuch der gerechten Verteilung der Grasberge wird gemotzt was das Zeug hält. Übersetzt in etwa: „Das ist nicht genug! Der hat aber mehr! Ich verhungere! Und das soll ALL INCLUSIVE sein?!“

Wassernäpfe werden aufgefüllt. Ich renne mehrfach vom Bad ins Obergeschoss und jedes Mal dringt einem ein durchdringender Geruch in die Nase. Irgendein Gehege müfft. Mal wieder.  Ich setzte die Böckchentruppe auf den Boden wärend ich ihnen das Gehege wieder frisch mache. Nach dem Saubermachen stinkt es genau wie vorher. Mist, falsches Gehege. Das der Dicken ist für die Geruchsbelästigung zuständig. Und während die ihren täglichen Auslaufpacour absolvieren, wird weiter geputzt.

Die Böckchen beim popcornen

18.00   Endlich Fertig.  Die plattgetretenen Böhnchen sind gleichmässig mit Streuflöckchenbergen in der Wohnung verteilt. „Kurz“ noch durchkehren.

19.00 So noch Gemüse für das Abendessen schnibbeln, Salat ernten und Pflanzen gießen. Fast geschafft. Jetzt kriegt Nanni die süsse kleine Zahnpatientin noch ihre Medis, wird gewogen und kriegt ein wenig Päppelfutter dass sie aus dem Napf schlabbert.  Dann kommt meine Truppe zurück in den Stall, Mila kriegt ihr Pilzmittel eingecremt und dann bin ich soweit fertig. Für heute. Ein paar Leckerlis gibts noch nach der ganzen Anstrengung, die Gewichte werden noch notiert und dann ist Feierabend.

Peterchen juckt der Stress nicht die Bohne!

Genau rechtzeitig!
20.15 Bestimmt kommt irgendein guter Film. Total geschafft mache ich es mir auf der Couch gemütlich… und schlafe ein. Ich träume von Riesenpilzen in Meerschweinchenform, Heubergen die ich erklimme und einer Lawine aus Streu. Schweissgebadet wache ich auf. Mein Freund fragt: „Alles ok?“  während aus dem Obergeschoss ein beständiges Quieken dringt – der Mitternachtssnack wird erwartet.

Schreibe einen Kommentar